Das Fussballcamp war früher ein Juniorenlager

Im Jahr 1945 organisierte der St. Galler Fussballverband das erste Juniorenlager in Davos. Später war es der OFV, der die Lagertradition weiterführte. Beni Bruggmann erinnert sich heute, im Jahr 2017, an frühere Lager.1945 Davosjpeg

Es war der Traum aller jungen Ostschweizer Fussballer, in den Sommerferien für das Ju-La-Da, das Juniorenlager Davos, ausgewählt zu werden. Damals, in den Fünfzigerjahren, durfte ein Spieler pro Verein teilnehmen. Wer auserkoren wurde, hatte das grosse Los gezogen: Zehn Ferientage – und täglich Fussballspielen. Für mich als Junior beim FC Winkeln wurde Davos zur Enttäuschung: Ich wurde nicht berücksichtigt…

 15 Jahre später kam ich aber dennoch zu meinem Davos-Erlebnis. Im Jahr 1969 feierte das Lager «25 Jahre Davos». Ich durfte als Leiter dabei sein. Meine erste und wichtigste Aufgabe war, die 14 jungen Fussballer in meiner Gruppe – im ganzen waren 60 Junioren dabei - täglich zu trainieren und sie zu fördern. Wunderbar! Als zweite Aufgabe wurde ich zum «Chorleiter» ernannt. Wenn Besuch kam oder an der 1.-August-Feier im Sertigtal oder am Anfang des Bunten Abends, unserer abendlichen gemeinsamen lustigen Stunden, dann wurde gesungen. Das Liederbüchlein mit den zwölf Liedern habe ich heute noch. «An den Ufern des Mexico-Rivers», das Fussballerlied «Hipp, hipp hurra, Kameraden» oder «Trittst im Morgenrot daher» für die Bundesfeier waren darin enthalten. Und die (meisten) Jungen haben kräftig mitgesungen. Ich weiss, das glaubt mir heute keiner mehr. Singen? Sicher nicht!

 Und Wandern? Heute? Sicher nicht! Aber damals standen zwei Tageswanderungen im Programm. Um neun Uhr Abmarsch, unterwegs Picknick und gegen Abend Rückkehr nach Davos. So sind wir zum Beispiel auf das Flüela Schwarzhorn gewandert, einen Dreitausender (3147 m). Nach der Rückkehr waren alle hundemüde, nur unser zäher Leiterkollege Alfred suchte noch einen Partner für einen Tennismatch.

 Alfred Regard war ein Original. Wenn er die Teilnehmer jeweils am ersten Tag auf dem Bahnhof Landquart abholte, waren die Jungen skeptisch, zurückhaltend, denn Alfred hatte wegen seiner Hasenscharte einen Sprachfehler. Aber am Schluss des Lagers war er ihr Liebling. Seine fröhliche Art und seine Spielfreude steckten an, und als einziger Leiter machte er mit seiner Gruppe Pyramiden. Das war damals eine beliebte Turnübung, bei welcher sich die Spieler neben- und aufeinander stellten, bis zu drei Personen hoch. Dass Alfred am Abend beim wohlverdienten Bier dann jeweils einnickte, war bei seinem Tagespensum verständlich.

 Neben Alfred Regard und mir waren im Jubiläumsjahr 1969 noch drei weitere Leiter dabei: Kurt Höhener, Sportredaktor beim St. Galler Tagblatt, mein Freund und Förderer Gebi Bischof sowie der Lagerleiter Hans Berger, der Gründer des Lagers. Er legte grossen Wert auf Anstand und gutes Benehmen. Für ihn war der Fussball nicht das Wichtigste: Es gelang ihm, in den jungen Fussballern auch den Sinn für Fairness zu wecken.

 Ich habe die Entwicklung vom Lager zum Camp, von Hans Berger zu Jost Leuzinger, von der Pyramide zu den polysportiven Übungen und zum Rink Bandy auf dem Eisfeld des HC Davos miterlebt. Der Grundgedanke ist der gleiche geblieben: Gemeinsam Fussballspielen, aber gelegentlich auch über den Fussballplatz hinaus schauen. Also in Davos erleben, was Spielfreude und Kameradschaft bedeutet, und dass es mit Aufmerksamkeit und Rücksicht möglich ist, mit zuerst völlig «Fremden» eine herrliche sportliche Woche zu erleben.

 Dieser «Davoser Geist» wird weiter leben, weil das Davoser Fussballcamp weitergeführt wird. Schön!

ca. 1960 - Wanderung Flüela - Schwarzhorn ca. 1960 - Wanderung Flüela - Schwarzhorn